Israel: Startup und die Kultur des Scheiterns

Im April konnte ich mit einer kleinen Study-Group des IAA International Advertising Association Swiss Chapter während drei intensiven Tagen rund ein Dutzend Startups in Tel Aviv und Jerusalem besuchen.

Skyline von Tel Aviv. Es wird viel gebaut und neue interessante Bauten entstehen.

Israel gehört zu den wichtigsten Startup-Hotspots der Welt und brachte rund 5’500 Jungfirmen im Tech-Bereich hervor. Investoren aus der ganzen Welt sind in Israel präsent, um von dem dynamischen und innovativen Ökosystem zu profitieren. IT-Riesen, Unternehmen und VC’s wollen hier Business machen. Der Grossteil des Risikokapitals stammt aus den USA, aber auch aus Europa und China fliessen zunehmend Investments ins Land. Jährlich werden mehrere Milliarden US-Dollar in israelische Jungfirmen investiert. Ihr Fokus liegt zu Beginn immer auf dem US-Markt, bevor sich die Jungfirmen für den asiatischen und europäischen Markt interessieren. So werden die Applikationen in Englisch entwickelt, dann folgt chinesisch, spanisch oder japanisch – deutsch ist völlig unwichtig!

Kultur des Scheiterns oder der Misserfolg als gewinnbringende Erfahrung

Ein Grund, weshalb das Land mit nur 8.4 Millionen Einwohnern zur Startup-Nation wurde, ist die Risikobereitschaft der Gründer und Investoren. Beide Parteien sind bereit, grosse Risiken einzugehen, um Grosses zu erreichen. Wer beim ersten Anlauf scheitert, der lernt aus den Fehlern und macht es beim zweiten Mal besser. In Israel scheint nur ein erfolgreicher und angesehener Unternehmer zu sein, wer zuerst einmal eins oder mehrere Projekte in den Sand gesetzt hat – bei uns werden die Leute bei Misserfolg eher gefedert und geteert.

Alle waren im Militär

Die Rolle des Militärs ist im israelischen Innovationsprozess sehr wichtig. Nur die talentiertesten Leute werden im Tech-Bereich der Armee aufgenommen und wer in einer dieser Einheiten seinen Militärdienst absolvieren durfte, hat beruflich grosse Chancen. Bereits in jungen Jahren lernen sie mit den neusten Technologien umzugehen, führen Teams, verwalten grosse Budgets und übernehmen viel Verantwortung. Das Militär Israels gilt als Talent-Schmiede.

Die jungen Israeli absolvieren 3 Jahre, Frauen 21 Monate Militärdienst. Diese Erfahrung ist meines Erachtens – aber hier spricht halt ein alter Stabsoffizier – ungemein wichtig für ein Land, denn es entsteht ein einmaliger, spürbarer Teamspirit, eine gemeinsame Sprache, man versteht sich sofort.

Ich glaube nicht, dass in israelischen Unternehmen die Entwicklung von Teams durch gemeinsames Flossbauen oder Gehen über glühende Kohlen oder andern Unfug notwendig ist.

Die Nähe zu Weltmarktführern

Knapp 400 internationale Konzerne sind im Land vertreten, darunter IT-Riesen wie Facebook, Google, IBM oder Amazon. Intel hat knapp 10’000 Mitarbeiter in Israel und kaufte kürzlich die Software für autonomes Fahren MOBILEYE für 15.3 Mrd. Dollar. Die Jungunternehmer Israels profitieren stark von der Nähe zu diesen Weltmarktführern, denn sie erkennen deren Bedürfnisse früh.

Finanzierung

Ich glaube, dass auch die Investoren risikofreudiger sind als bei uns. Oftmals sind es in der ersten Finanzierungsrunde Unternehmer, die erfolgreich ein Startup verkaufen konnten und dieses Geld jetzt wieder in das nächste Projekt investieren.

Auffallend bei den Startups sind auch die räumlichen Verhältnisse. Für uns verwöhnte Schweizer fast unvorstellbar, dass auch gute Arbeitsleistungen ohne USM Haller Möbel oder elektrisch verstellbare Pulte möglich sind. Zum Teil sitzen die Leute an langen, einfachen Tischen, eng nebeneinander, jeder hat zwei Bildschirme, Drucker sieht man fast keine. Der wichtigste Raum ist die Cafeteria mit Sofas und Fauteuils aus dem Brockenhaus, Yogamatten und natürlich ein Töggelikasten.

Der Besuch der Startup-Szene Israels vermittelte interessante Einblicke in Early Stage- wie auch Later Stage-Unternehmen, hinterlässt tiefe Eindrücke, wie auch der Empfang beim Schweizer Botschafter Jean-Daniel Ruch, positive Impulse, innovative Ideen und erweitert das persönliche Netzwerk um viele wertvolle Kontakte.

 

Und hier noch vier interessante Beispiele von Startups:

www.monday.com/ Simplify the way your team works.

 

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http://www.amenityanalytics.com/ Visual Information Extraction Platform synthesizes artificial intelligence with human intelligence to empower today’s most dynamic organizations.

 

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