Für die gleichen Leistungen verlangen einige Pensionskassen mehr als doppelt so hohe Risiko- und Verwaltungskosten wie ihre Mitbewerber. Im Rahmen des 16. Pensionskassenvergleichs führte Weibel Hess & Partner AG den Praxistest durch.
28 Gemeinschafts- und Sammelstiftungen wurden für ein Planungsunternehmen mit 35 Mitarbeitenden verdeckt um die Abgabe einer Offerte angefragt. Für viele Vorsorgeeinrichtungen war dies ein Wunschkunde, denn nebst der interessanten Branche und Unternehmensgrösse liegt das Durchschnittsalter bei tiefen 38 Jahren. Als erschwerende Rahmenbedingung galt, dass zusätzlich zu den Aktivversicherten eine Altersrentenbezügerin übernommen werden musste. Bei vielen Pensionskassen weckte die Chance einen attraktiven Neukunden zu gewinnen grosses Interesse. Lediglich sechs Pensionskassen winkten aufgrund der Versichertenstruktur von der Abgabe einer Offerte ab. Zwei der insgesamt 35 Mitarbeitenden sind über 60 Jahre alt. Die bevorstehende Pensionierung und die mögliche Ausrichtung einer Altersrente wollten sich diese Pensionskassen ersparen. Dies da die massgebenden Umwandlungssätze zu hoch sind, sodass bei jeder Pensionierung Rückstellung für die Altersrenten gebildet werden müssen. Diese Beiträge gelten als Verrentungsverluste und gehen zu Lasten der Reserven der Pensionskassen. Möchte sich ein neuer Betrieb an einer Pensionskasse anschliessen bei dem in den nächsten Jahren einige Personen in die Pension gehen, sind viele Pensionskassen nicht bereit, die Verrentungsverluste zu Lasten der bestehenden Versicherten zu finanzieren. In extremis erhält ein Betrieb fast kein Angebot mehr auf dem Pensionskassenmarkt.
Grosse Prämienunterschiede im Mystery-Shopping
Während gewisse Anbieter bei der Aufnahme von neuen Betrieben sehr zurückhalten sind, umwerben andere Pensionskassen attraktive Neukunden mit verlockenden Angeboten wie das Mystery-Shopping 2021 zeigt.
Das prämiengünstigste Angebot reichte die Tellco pkPRO mit 28'248 Franken ein. Fast gleich tiefe Risiko- und Verwaltungskosten offerierte die Pensionskasse Patrimonia mit 28'967 Franken, gefolgt von der PKG mit 31'146 Franken. Die durchschnittlichen Risiko- und Verwaltungskosten betragen für alle Anbieter 44'218 Franken. Die drei teuersten Angebote fallen mit 61'099 Franken, 64'082 Franken und 70'784 Franken massiv teurer aus als der günstige Anbieter.
Jährliche Mehrkosten von 1'200 pro Mitarbeiter
Die Differenz zwischen dem teuersten und dem günstigsten Angebot ist erheblich. Pro versicherte Person fallen jährliche Mehrkosten von über 1'200 Franken an! Das vorliegende Praxisbeispiel ist jedoch eine Momentaufnahme. Die Prämien der Pensionskassen sind stark abhängig von den versicherten Invaliden- und Todesfallleistungen, der Branchenzugehörigkeit, der Altersstruktur des Betriebs sowie weiteren versicherungstechnisch relevanten Parametern. Firmen sind gut beraten, ihre Pensionskassenlösung regelmässig zu überprüfen. In den vergangenen Jahren haben viele Pensionskassen ihre Risikoprämien gesenkt. Treue, langjährige Kunden haben jedoch oft das Nachsehen. Ohne Eigeninitiative und Marktdruck profitieren sie nicht von den kostengünstigen Prämien.
Fazit
Pensionskassenanschlüsse sind in der Regel bis zum 30. Juni eines Jahres kündbar. Auf Anfrage gewähren viele Pensionskassen auch eine Kündigungsfristverkürzung bis Ende September. So bleibt genügend Zeit die eigene Lösung zu überprüfen und neue Konditionen auszuhandeln. Weitere Kennzahlen zu den verschiedenen Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen finden Sie unter www.pensionskassenvergleich.ch.