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Swisscom, ISO20022 und warum sich der neue Einzahlungsschein verzögert

Geschrieben von Peter Herger | 29/01/2018 9:00

Wir leben in einer VUCA-Welt. VUCA steht für die englischen Begriffe volatility, uncertainty, comlexity und ambiguity oder auf Deutsch Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. Eine Welt also, die sich verändert und komplexer wird.

Das gute, alte Telefon: Bei vielen Unternehmen funktionierte vor zwei Wochen das Telefon mit Swisscom-Anschluss nicht mehr und zwar über mehrere Tage, auch veb.ch war betroffen. Es zeigt, dass der Fortschritt unaufhaltsam ist; auch wenn die Umsetzung jeweils länger dauert als erhofft.

Wie ist doch die Swisscom die letzten Tage in die Schlagzeilen geraten: Zuerst gingen die Firmentelefonnetze nicht mehr und dann die mobilen Netze und überhaupt, kaum geht das Internet nicht mehr, kann niemand mehr arbeiten und das kostet richtig Geld. Dass es sich bei der Aussage “Fortschritt ist unaufhaltsam” um mehr als eine Floskel handelt, zeigt  unser Streben, immer alles zu verbessern und zu zeigen, dass Fortschritt unaufhaltsam ist; auch wenn die tatsächliche Umsetzung jeweils doch länger dauert als erhofft oder geplant

Bereits 1860 war es Philipp Reis gelungen, die Sprache über eine technische Vorrichtung zu übermitteln. Es dauerte weitere 17 Jahre bis Graham Bell die erste Telefongesellschaft gründete und damit den Grundstein legte, die Übermittlung von Sprache über die nächsten knapp 100 Jahre zu verbessern. In den 1970er Jahren erreichte die Digitaltechnik das Telefonnetz und ISDN entstand. Mittlerweile ist die ganze Telefonie auf Software migriert, weshalb die Swisscom auf den 31. Dezember 2017 ihr ISDN Angebot eingestellt hat. Ob die letzte Woche aufgetretenen Verbindungsprobleme im Zusammenhang mit der Einstellung des ISDN Angebotes steht, kann ich nicht beurteilen, aber es zeigt exemplarisch, wie wir sind technologisch zwar wieder einen Schritt weiter gekommen sind, dann aber mit neuen Problemen kämpfen. Auch die Geschäftsstelle von veb.ch war von den Ausfällen betroffen und entsprechend oft nicht erreichbar, wofür ich mich an dieser Stelle entschuldigen möchte.

Der Schritt zur Digitalisierung kann plötzlich zu gross sein

Auch der Zahlungsverkehr ist in einem Prozess der Veränderung (siehe Blog vom 23. April 2017). Bei einigen Finanzinstituten ist dieser Wechsel in der Zwischenzeit vollzogen, andere kämpfen noch mit Problemen bei ihren Lösungen. Um diese neuen Funktionen zu nutzen, braucht es auch die Migration bei den Kunden, doch dauert auch dort die Umsetzung länger als vermutet. Unter www.iso-20022.net bietet meine Firma PROFFIX Software AG einen kostenlosen Service an zum Konvertieren von Dateien im alten Format aufs neue Format sowie umgekehrt. Was als Service für kleinere Firmen mit beschränkten Möglichkeiten gedacht war, wird immer mehr zum zentralen Tool für etablierte Schweizer Unternehmungen. Unternehmungen, die nicht im Stande sind, ihre Software, die sie im Alltag nutzen, auf den neusten Stand zu bringen und zu halten und sich zu lange auf funktionierenden Lösungen ausgeruht und die Werkzeuge nicht weiterentwickelt hat. Nun ist der Schritt plötzlich zu gross.

Aus diesem Grunde verwundert es jetzt auch nicht, dass die SIX am Freitag angekündigt hat, die auf den 1. Januar 2019 geplante Einführung des neuen Einzahlungsscheins mit QR-Code werde nicht vor Mitte 2019 stattfinden: Denn ohne, dass die Basis der Banken und der Anwender auf den neuen ISO-20022-Standard umgestellt ist, ist die nächste Etappe nicht möglich. Und wo jetzt bei ISO 20022 nur Unternehmen und Finanzinstitute, welche digital kommunizieren, betroffen sind, werden mit der neuen QR-Rechnung sämtliche Bankkunden betroffen sein.

Immer, wenn  etwas nicht auf Anhieb klappt, fühlen sich die Skeptiker bestätigt und halten noch fester an den etablierten Überzeugungen fest. Doch die Geschichte zeigt, die Erde ist keine Scheibe und der Fortschritt hat sich schlussendlich mit gewissen Rückschlägen immer durchgesetzt. Deshalb ist meine Empfehlung, diese Veränderungen proaktiv zu unterstützen und anzutreiben und aus den Fehlern und Rückschlägen zu lernen und so noch bessere Produkte zu kreieren. Leider ist die Technologie oft noch nicht so weit, wie unsere Vorstellungskraft. Aber nur, wenn wir kontinuierlich daran arbeiten, werden wir langfristig den Anschluss halten können. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir das aus der Perspektive einer Nation, einer Unternehmung oder einer einzelnen Person sehen: Fortschritt ist unaufhaltsam.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/VUCA

https://de.wikipedia.org/wiki/Telefonnetz