Über 9000 Kilometer entfernt liegt San Francisco. Die Stadt, in der die meisten uns bekannten Technologie-Firmen einen Standort haben und von wo die neusten technologischen Entwicklungen die Welt erobern. Es ist eine fremde Welt mit ihrem ganz eigenen Groove und der entsprechenden Dynamik. Hier treffen Leute aus der ganzen Welt aufeinander. Es entsteht eine unglaubliche Dynamik, insbesondere unter den gut spürbaren Einflüssen aus China und Indien. «Was kann in der Welt verändert werden?» ist die Frage, die alle antreibt. Wobei stets die exponentielle Veränderung angestrebt wird. Eine schrittweise Verbesserung vom gut funktionierenden Status Quo scheint keine Option mehr zu sein.
Besonders eindrücklich war der Besuch eines Amazon Go Shops. Bei meinem ersten Besuch war ich noch sehr neugierig: Ich legte mein Handy mit der Amazon App beim Eingang auf den Scanner beim Drehkreuz hin, ging rein und schaute mich interessiert um, nahm Produkte aus dem Regal, legte sie zurück und wunderte mich über die ganzen Möglichkeiten. Bei meinem zweiten Besuch benötigte ich noch lediglich 14 Sekunden für den Eintritt in den Laden, die Auswahl eines Wraps und einer Cola und schon war ich wieder auf der Strasse. Unglaublich! Meine Einkaufszeit sowie die Rechnung bekam ich auf meine Email-Adresse zugeschickt.
Wenn wir in der Schweiz von den USA sprechen oder in den Medien lesen, geht es meistens um die Ostküste, den US-amerikanischen Präsidenten oder um die Börse in New York. Ähnlich wie in er Schweiz hat man sich an der Ostküste den Wohlstand erarbeitet und möchte diesen in erster Linie bewahren. Für was braucht es schliesslich Veränderung und Innovation, wenn alles so gut läuft?
Eine Woche Silicon Valley und San Francisco zeigte mir ein anderes Bild: Im Zentrum steht der Mensch. Darum herum entwickelt sich unter anderem die Digitalisierung, die Mobilisierung, das stetige Wachstum, der Direktvertrieb und die Automation. Science-Fiction wird zu Science-Fact – selbstfahrende Autos, Computer, die lernen und denken, sind Alltag. Die Welt, die wir kennen,
wird nicht mehr sein wie sie war. Wir werden neue Fähigkeiten benötigen, um diese neuen Entwicklungen zu verstehen und zu nutzen.
Die Frage ist, wer bestimmt die Veränderung und wer wird von der Veränderung bestimmt? Was früher in jeder Branche einzeln entwickelt wurde, fliesst heute zusammen. Unmenge Daten, die von allen mit dem Internet verbundenen Geräten gesammelt werden, können dank Quantum Computing ausgewertet und mit Software für Artificial Intelligence und Deep Learning verarbeitet werden. Robotics ist eine weitere Konsequenz aus all diesen Informationen und Möglichkeiten. Es ist ein Sammelsurium von Möglichkeiten, die sich uns bereits heute bieten und die sich immer weiter entwickeln werden. Fortschritt hört nie auf.
Alles, was nicht digitalisiert und automatisiert werden kann, wird äusserst wertvoll. Menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie, Begeisterungsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, Neugierde und Kommunikation werden an Stellenwert gewinnen. Eine Maschine ist unschlagbar, in dem was sie kann, aber es wird vieles menschliche geben, das eine Maschine nicht lernen kann. Roboter und Software werden einen grossen Teil unserer Arbeit und Teil unseres Alltags übernehmen, doch es wird uns erlauben, uns auf die restlichen Aufgaben zu konzentrieren.
Das geschieht nicht von heute auf morgen und auch in San Francisco kocht man nur mit Wasser. Grosse Firmen sind zu träge, um innovativ zu sein, und sie sind in erster Linie im Silicon Valley, um keinen Trend zu verpassen und zuzuschlagen, wenn sich etwas ergibt. Dabei spürt man auch gut, wie sehr man auf den Kunden fokussiert und den Nutzen für den Kunden in den Mittelpunkt stellt. Die eigene Geschäftsadministration und die internen Abläufe haben keine Priorität und entsprechend ist der Fortschritt gegen aussen viel grösser als gegen Innen.
Ein Unternehmen ist wie ein Schiff. Solange es in Bewegung ist, lassen sich Kurskorrekturen vornehmen, doch wenn es stillsteht und zuerst wieder in Bewegung kommen muss, braucht man Geduld. Alte Systeme sind weniger flexibel und je länger man daran festhält umso grösser wird der Einschnitt, wenn man sich trotzdem noch verändern will. Wichtig ist, sich mit den richtigen Themen auseinanderzusetzen und diese zu priorisieren.
In der Schweiz wird lebenslanges Lernen schon seit längerem als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft wahrgenommen und gelebt. Es fehlt jedoch noch an der notwendigen Zusammenarbeit: weg von individuellen Lösungen hin zu grossen Ökosystemen. Mehr Erfahrung und mehr Diversität führen zu nachhaltigeren Lösungen. Wir gestalten unsere Zukunft selbst. Die neue Art zu arbeiten, ist Technologie begeistert zu nutzen, ohne damit zu verschmelzen. Die Zukunft liegt in der Technologie, doch noch grösser ist die Herausforderung hinter der Technologie. Wir Menschen müssen uns selbst im Griff haben und die nötigen Herausforderungen meistern.